Schleifer History

Mit dem Aufkommen von Hieb- und Stichwaffen ging um 1500 der Scheren- und Messerschleifer aus dem Handwerk des Waffenschmieds hervor. Der Name rührt von seiner Aufgabe her, ein Paar Scherenblätter passend zu schleifen.

Andere Bevölkerungsgruppen betrachten dieses Gewerbe in abwertender Weise: z. B. existiert bis heute in Teilen Deutschlands das Schimpfwort „Scherenschleifer“, was einen Taugenichts beschreibt. Mit seinem Standardgerät (vgl. Wetzstein) zog der Scherenschleifer über Land und durch die Städte, wo er Scheren, Messer, Dolche usw. der Privathaushalte neu anschärfte. Das Prinzip des Schleifens ist immer gleich: Die Schneide z. B. der Schere wird über eine noch härtere Fläche der Länge nach bewegt und die entstehende Hitze muss gegebenenfalls abgeführt werden. Die einfachste Vorrichtung, in volkskundlichen Museen noch zu betrachten, ist ein fahrbarer, länglicher und offener Wasserkasten, in den der runde Stein von oben halb hinein ragt. Dieser wird mit dem Fuß oder der Linken umgekurbelt, während die Rechte das Schärfgut führt.

Scherenschleifer sind immer seltener anzutreffen, da heutzutage nur wenige Menschen ihre Dienste benötigen. Durch moderne Massenproduktion sind Messer und Scheren so billig geworden, dass viele einfach zu einem neuen Werkzeug greifen, anstatt die alten in gutem Zustand zu halten.

Gelegentlich hatte der Scherenschleifer, um Publikum anzuziehen, ein dressiertes Äffchen dabei. (Daher noch die Radfahrer-Redensart: Er sitzt da wie’n Affe auf’m Schleifstein – das Tier ‚saß‘ auf dem drehenden Stein natürlich nie, sondern hüpfte dauernd mit dem Hinterteil auf und ab.)

Im Grimmschen Märchen Hans im Glück ist der Scherenschleifer der allerletzte und -ärmste Tauschpartner des Hans, und auch er übervorteilt ihn noch.

 

Der Scherenschleifer.

Ein Scherenschleifer steht am Weg,
Dreht flink sein Rad und schleift,
Schaut höchst vergnüglich in die Welt,
Und singt hinein und pfeift

„Tüdelütütüt, tüdelütütüt!

Es dreht sich alles rund!
Wer heute glaubt sich oben auf,
Ist morgen auf dem Hund!“

Mit Wasser netzt er dann das Rad,

Und flinker kreist der Stein.

Die Funken stieben von dem Stahl,
Und wieder klingt’s hinein
„Tüdelütütüt, tüdelütütüt!
Beim Schleifen ist’s gescheit,

Dass man das Feuchten nicht vergisst,

Sonst kriegt das Ding kein Schneid’!“

„Ein Schnäpschen vor und nach dem Schnaps,
Das macht gerade drei!
Wer einmal mein Vermögen erbt,

Das ist mir einerlei!

„Tüdelütütüt, tüdelütütüt!
Ich brauch’ kein Testament!
Wer alles hier verjubelt hat,
Kommt selig an sein End’!“